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  • Timur Kara (Sonntag, 06. Mai 2012 18:52)

    Die Inszenierung vom 5. Mai 2012 war wirklich bravourös und brillant.
    Bis jetzt war ich in drei Theateraufführungen:
    zweimal im Staatstheater Wiesbaden, mit "Herr Puntila und sein Knecht Matti" und "Macbeth" und das dritte mal war die von Peter Wayand und seinen kompetenten Schauspielern inszenierte Aufführung
    seines Schauspieles SÜNDE.
    Von Brecht's Werk abgesehen, waren die Aufführungen in dem Staatstheater Wiesbaden mit ihren Professionellen Schauspielern ziemlich dürftig. Doch ich muss sagen, selbst Brecht's Inszenierung mit den
    vorhin erwähnten Schauspielern, hält eine Relation mit der dargebotenen Leistung Wayand’s und seiner Akteure nicht stand. Nicht nur das Stück an sich, auch die Inszenierung scheint mir ein
    Meisterwerk zu sein.
    Besonders amüsant fand ich das Klischee des "türkischen" (er stellte sich schließlich als Araber raus) Migranten. Normalerweise bin ich kein wirklicher Freund solcher Klischees, aber in diesem
    Zusammenhang fand ich es grandios. Es hatte schließlich satirischen Biss (die Deutschen sind selber schuld, dass sie solche "Ausländer" haben, sie lassen schließlich alles rein) und war zudem noch
    kabarettistisch ("In der letzten Zeit treten ja eine Menge berühmter Menschen aus Politik und Gesellschaft zurück"). Kurzum: Einfach weiterzuempfehlen.

  • Helmut Müller (Montag, 07. Mai 2012 16:16)

    Die
    Schauspieler steigerten sich von Szene zu Szene. Was mich besonders
    beeindruckt hat, war, daß hier einem Publikum, das sicherlich nicht
    ausgesprochen christlich gewesen ist, die Essentials des Christentums
    eindrucksvoll vorgeführt wurden. Wahrscheinlich haben die Schauspieler
    selbst eine vielleicht nachhaltige Katechese erfahren. Meine Tochter sagte
    spontan, so etwas müßte einmal für unsere Oberstufe aufgeführt werden.
    Allerdings hat man gemerkt, daß die Akteure sich warm spielen mußten.
    Zunächst schien es ziemlich steif zu beginnen. Die Schlußszene geriet dann
    zum absoluten Gipfel. Einzelne Szenen müßte man vielleicht noch schärfer
    theologisch durchdenken. Spontan kann ich aber nicht sagen welche. Außer
    der Szene von der Versuchung Jesu in der Wüste. Die ist allerdings
    außerordentlich schwer. Wie spielt man da einen Gottmenschen, der einmal
    in seiner Menschheit versucht wird, aber letztlich dem Satan in seiner
    Gottheit gebietet? Die Verhöre durch Judith Richter erschienen zu lange,
    obwohl mir das beim Lesen des Textes gar nicht so vor kam. Meine Tochter
    sah das auch so. Die Paradiesesszene war gelungen. Mit Licht kann man doch
    viel machen. Bei dem Stück wurde mir sehr viel klarer als beim Lesen, daß
    es insgesamt um ein Ringen zwischen gut und böse von Anfang an durch die
    Zeiten ging, kulminierend im Hier und Jetzt. Summa summarum lieber Herr
    Wayand, meinen herzlichen Glückwunsch zu dieser großartigen Aufführung.

    Mit den besten Wünschen

    Helmut Müller

  • Timur Kara (Donnerstag, 24. Mai 2012 23:13)

    SÜNDE-ein Schauspiel hinterlässt einem nicht nur Antworten auf theologische Fragen, es regt zudem zum Nachdenken an, welchen individuellen und gemeinschaftlichen Wert Religion in der Gesellschaft
    einnimmt.
    Jeschua und seine Frau Magdalena besitzen als „überzeugte Juden“ (5.Aufzug,7.Auftritt) eine geistig-seelische Weite, die Zugang zur höheren Realität des unendlichen Geistes (manche nennen ihn Gott,
    Allah oder Jehova) ermöglicht und sich präventiv mit Standfestigkeit gegenüber allen Wechselfällen des Lebens auszeichnet. Sie haben also eine bewusste höhere Einstellung des Geistes und des
    Seelenheils. Diese seelische Größe erweist sich nicht nur in der Relation der anderen Charaktere als das Überlegene, sie dient dem Leser auch als Vorbild. Auf unwillkürliche und vegetative nicht
    wollende Spontanität erfolgt bewusste und gelenkte Flexibilität. Die überzeugten Juden sind somit in der Handlung die einzigen Personen die durch religiöse Standfestigkeit in der Lage sind die
    gemeinschaftliche Problematik am Handlungsort (Sindorf) moralisch zu überwinden. Es führt sogar soweit, dass sie mit dieser Standhaftigkeit selbst den gefallenen strahlendsten Engel, den Teufel
    (Scheijtan) trotzen können und somit geradezu heroisch wirken. Religion wird als charakterliche Stärke und vor allem als eines der Höchsten und Besten aller menschlichen Bedürfnisse dargestellt, bei
    der der Pfarrer des Handlungsortes (Sindorf) durch die Erhaltung seiner zölibatären Verpflichtung sein übriges tut. Die Sünde – der Titel des Schauspiels – ist dabei die Schranke der praktizierenden
    Religion. Ein jeder sollte dabei für sich entscheiden, ob man die Vorstellung eines Gottes braucht, der – in Anbetracht der Sünden – die Handlungs- und Denkweisen einschränkt, oder bei Beibehaltung
    der Moral die Eigeninitiative ergreift. Die Selbstbestimmung ist bei beiden vorhanden, die Eigenverantwortung jedoch nicht.

  • Timur Kara (Sonntag, 30. September 2012 12:11)

    Das Werk "Rosensieg- der Tod Old Shatterhands" ist eine wunderbare Zusammenfassung von Karl May's Thesen. Die Sprichwörter "Je klüger wir werden, umso größer wird der Zweifel", "Je mehr Fragen wir
    lösen, umso mehr Fragen tauchen auf" und vor allem "Taten sprechen mehr als Worte" geben dabei diese Thesen Mays am besten wieder und stehen im Vordergrund. Vor allem die letzte These scheint mir
    eine scheinbar universelle Wahrheit zu sein: Die Menschen sprechen zu viel, aber tun zu wenig.

    Taten sind es, die wirklich überzeugen. Winnetou wäre niemals zum Schluss ein Christ geworden, wenn er nicht durch die Taten Old Shatterhands überzeugt worden wäre, da er nur über die theologischen
    Erklärungen zu viel Zweifel gehabt hätte. Old Wabble bekam seinen Fact in Form von Vergebung, was meiner Ansicht schon eine Tat darstellt. Dort wo Worte versagten, bekehrte ihn die Tat, so kann man
    es, denke ich, sagen.

    Es gibt Szenen, die einen verwirren könnten, wie zum Beispiel die Sache mit den Realschülern. Dort kommt es zu einem kurzen Dialog, und urplötzlich verabschieden sich die Jugendlichen so mir nichts,
    dir nichts. Ich denke mir dabei nur, dass der Autor die Adressaten Karl Mays zeigen wollte, nämlich welche Menschen er vor allem mit seinen Werken erreichen konnte.

    Dieses Werk ist vor allem für die interessant, die sich mit Karl May beschäftigen wollen, oder sich bereits mit ihm auseinandergesetzt haben. Doch auch für die, die keines von Karl May's Büchern
    gelesen haben, bietet es Motivation, sich mit seinen Werken auseinanderzusetzen, da man anfängt, nicht nur zu lesen sonder auch zu verstehen.